20. Merseburger DEFA Filmtage

„Thomas & Jakob und der Traum vom Leben“
11. bis 13. April 2025

20 Impressionen von den 20.

1. Den Start gab die Begleitausstellung im Domstadtkino 60 Jahre DEFA-Film „Nackt unter Wölfen“, aufgebaut am 28. März 225 und zu sehen im MDR am 11. April.

Eine weitere Ausstellung konnte am 8. April in der Saalesparkasse eröffnet werden „Meine jüdischen Eltern, meine polnischen Eltern“.

 

2. Eine Neuheit, die ein interessiertes Publikum fand, waren zwei Stadtführungen zum Thema „Jüdisches Leben in Merseburg“. Allein im Zentrum der Stadt gab es einige Läden jüdischer Inhaber, insbesondere waren es Schuhgeschäfte. Die Synagoge in der Apothekerstraße wurde bereits 1514 abgetragen.

 

3. „Thomas Müntzer – Ein Film deutscher Geschichte“ 

Ein Klassiker unter den Verfilmungen des Schicksals des Pfarrers Thomas Müntzer. Als er 1523 ins thüringische Allstedt kam, ahnte noch niemand, was zwei Jahre später losbrechen würde – der Bauernkrieg. Ein klug und monumental gedrehter Film, der nicht nur das damalige Zeitgeschehen im Spiegel der DDR-Geschichte zeigt, sondern auch einen frühen Versuch der Wiedervereinigung unternahm, indem zum Schluss neben der Regenbogenflagge der Bauernbewegung auch die schwarz-rot-goldene Deutschlandflagge geschwenkt wird.

 

4. „Lissy“ – ein früher DEFA-Film unter der Regie von Konrad Wolf, der notwendig heute viel gezeigt werden muss. Er schildert am Beispiel einer jungen Frau, die es einmal „besser“ haben möchte, was es heißt, nicht hinter die Fassade einfacher gradlinigen Versprechungen zu schauen. Die Konsequenzen sind hart, denn nahe Menschen sterben, werden getötet im Namen der Versprechungen. Doch ist das so leicht und durchschaubar und ist es nicht verständlich, ein gutes besseres Leben zu wollen?

 

5. „Ich, Thomas Müntzer, Sichel Gottes“ – Detailreich gedreht zeigt der Film das Leben Thomas Müntzers. Er wagte es, die Predigt in Deutsch statt in Latein zu halten und versammelte erstmals die Gemeinde um sich, anstatt von oben herab von der Kanzel zu predigen. Die Skepsis war groß, doch er zeigte dem Volk, was in ihm schlummert. Damit schuf der knapp zweistündige Film von 1989 die Vorstimmung zur Wendezeit, wurde aber erst nach dieser erstmals ausgestrahlt. Der Hauptdarsteller Veit Schubert gab einen Blick hinter die Kulissen und nahm das eine oder andere Schmunzeln im Publikum amüsiert wahr.

 

6. „Ehe im Schatten“ – ein persönliches Schicksal, das kein Einzelfall war. Welche individuelle Chance hatten Ehen als so genannte „Mischehen“ im „Dritten Reich“ ihr Leben als Ehepaar zu leben? Der gemeinsame Tod erschien als einzige Alternative. Claudia Köpke, als Tochter des Regisseur Kurt Maetzig, konnte viel zu den persönlichen Motiven der Filmgestaltung sagen.

 

7. Der Film „Kundschafter des Friedens 2“ war der Wunschfilm unseres Gastes Corinna Harfouch. Im Filmgespräch beleuchtete Ulrich Jacobi auch andere Filme mit Corinna Harfouch. Das Publikum nahm beides gern an und sie konnte im Foyer viele Autogramme geben und weitere Fragen beantworten.

 

8. „Sterne“ – ein weiterer Film von Konrad Wolf, der in diesem Jahr seinen einhundertsten Geburtstag hat, der sich mit der Begegnung zwischen einer Jüdin und einem Wehrmachtssoldaten auseinandersetzt. Die Liebe bringt den pflichtbewussten Soldaten dazu seine Haltung zu überdenken, was die Frage berechtigt, inwieweit persönliches Erleben, Erfahren dazu beiträgt, gesellschaftlich tragfähige Positionen ins Wanken zu bringen, zum selbstständigen Nachdenken anregt.

 

9. Der Film „Die Wannseekonferenz“ zeigt ungeschminkt, wie die industrielle Ermordung der Juden von hochrangigen Vertretern der faschistischen Regierung geplant wurde – es wurde zu einer „Besprechung mit anschließendem Frühstück“ geladen.

 

10. „Die Ermittlung“ – eine Theateraufzeichnung von 1966 nach dem Oratorium in elf Gesägen von Peter Weiss aus der Volkskammer der DDR mit namhaften Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben, Schauspielern, Schauspielerinnen und Politikern. Erschreckend, wie die Angeklagten versuchten ihre Schuld an der Ermordung in Auschwitz klein zu reden, zu negieren.

 

11. „Der Schatten des Kommandanten“ – eine Dokumentation zum Zusammentreffen eines Überlebenden des KZ und Vernichtungslager Auschwitz mit dem Sohn und Enkel von Rudolf Heß, dem Kommandanten von Auschwitz. Erben die Nachfahren die moralische Schuld ihrer Eltern? Nein, aber sie tragen Verantwortung.

 

12. Podiumsgespräch „Jüdisches Leben in der DEFA“ – Eine Autorin, die ein Buch zum Thema verfasst hat, ein Regisseur, der jüdische Wurzeln hat und einen DEFA-Film zum Thema verantwortet, und ein Politiker, der Ansprechpartner für jüdisches Leben in Sachsen-Anhalt ist, sprechen gemeinsam, moderiert von mdr-kultur.

 

13.„Die Schauspielerin“ – Corinna Harfouch spielt die junge Frau, die sich aus Liebe zu einem jüdischen Mann zu ihm bekennt und seine Religion annehmen möchte. Sie ist sich der Gefahr nicht bewusst, weder der, die ihr durch den faschistischen deutschen Staat droht, noch der durch andere Menschen, die sich durch sie bedroht fühlen. Sie würde heute vieles anders spielen, aber das Thema bleibt für sie wichtig und relevant.

 

14. „Stadt ohne Juden“ – ein Stummfilm von 1924, der die Zeit zehn Jahre später vorausahnt. Die Juden werden für Krisen, Demütigungen, Arbeitslosigkeit verantwortlich gemacht und sollen verschwinden. Als sie weg sind, werden die Konsequenzen deutlich; ein kultureller und wirtschaftlicher Verfall setzt ein. Der Pianist Günter A. Buchwald spielt seine eigene Filmmusik.

 

15. „Jörg Ratgeb, Maler“ – Der Künstler sucht nach einem Christus-Modell, aber ausgerechnet am Vorabend des Bauernkrieges. Aus Verzweiflung, dass er niemanden findet, der seiner Vorstellung entspricht, verlässt er seine Familie um ein Modell zu finden. Als passiver Beobachter der politischen Auseinandersetzungen weigert er sich, eine Fahne für die Bundschuhbewegung zu malen. Als er jedoch das Elend und Leid, die Gewalt und die Ungerechtigkeit aktiv wahrnimmt, mischt er sich ein. Sein Christus-Modell findet er in einem Bauern, doch dieser wird zum Henker und wird selbst gehängt. Ratgeb malt nun, wie er die Dinge sieht. Er wird zu einem der Führer der Aufständischen und wird 1526 hingerichtet.

 

16. „Hotel Polan und seine Gäste, Teil 3“ – zu Gast im Domstadtkino war Blanche Kommerell. Sie spielte Martha Polan. Drei Generationen einer jüdischen Familie führen ein Hotel durch wechselvolle Zeiten. Was ist jüdisch und was ist nicht-jüdisch? Ist jüdisch sein nur an Äußerlichkeiten sichtbar, wie ist jüdisches Leben darzustellen? Fragen, die offen bleiben.

 

17. „Die Bilder des Zeugen Schattmann“ – ein Fernsehfilm, der lange nicht gezeigt wurde. Er spiegelt unterschiedliche Erfahrungen jüdischen Lebens und dadurch sehr gut deren Vielfalt wider. Es werden Personen jüdischen Glaubens gezeigt, die unterschiedliche Wege während der Zeit des faschistischen Regimes gehen und danach ebenso unterschiedlich reflektieren, jedoch immer wieder mit ihren Peinigern konfrontiert werden.

 

18. „Stielke, Heinz, fünfzehn …“ – ein Junge, fünfzehn Jahre alt, ist begeistert von der Bewegung der Hitlerjugend, sieht dort seine Zukunft und verachtet alles andere Leben als unwürdig. Doch durch die Ahnenforschung stellt sich heraus, er hat jüdische Vorfahren, ist also nicht „reinrassig“ und nach bisheriger Vorstellung, unwürdig. Wie damit umgehen, was passiert in und mit dem Fünfzehnjährigen? Spannend für heute!

 

19. „Die Bößewichter müssen dran“ – Nach einem Zitat Thomas Müntzers wurde der Filmtitel seinerzeit gewählt. Ein Bauernaufstand im kleinen Grünthal, die von ihrem Lehnherrn unterdrückt und ausgebeutet werden, bildet den Kern der Handlung. Am Ende siegen sie, wenn auch mit großen Verlusten. Der Lehnherr wird gefangen genommen und vor ein Bauerngericht gestellt. Der Regisseur Thomas Kuschel plauderte bildreich aus der Drehzeit und zog das Publikum in den Bann und nahm es mit auf eine Zeitreise von 500 Jahren.

 

20.„Jakob der Lügner“ – ein Klassiker, wenn es um die Darstellung jüdischen Lebens in der DEFA geht. Interessant und spannend, wie Lügen Widerstand bedeuten kann; wie Lügen helfen kann, Lebens- und Überlebenswillen zu erzeugen.

 

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