Dem Motto unserer 19. Merseburger gerecht werdend, startete jede Vorführung mit einem Trickfilm unterschiedlicher Art, unterschiedlichen Inhalts und in verschiedenen Längen. Demzufolge war der erste gestartete Film am Freitag, 12. April 2024 um 14.30 Uhr der Trickfilm „Sieben Rechte der Zuschauer“. Danach konnte der fast dreistündige sowjetische utopische Film „Solaris“ beginnen. Eine halbe Stunde später erfreute der Kinderfilm als Trickfilm in Spielfilmlänge „Die fliegende Windmühle“ große und vor allem kleine Zuschauer.
Ein weiterer Trickfilm in Spielfilmlänge befasste sich mit einer allen bekannten Geschichte, den Schiltbürgern. Hier wurde jedoch der Hintergrund dieser absonderlichen Taten, oder auch Dummheiten genannt, der Bürger der Stadt Schilt auf humorige Art erzählt, was zur Zeit der Entstehung des Filmes, 1961, nicht allen Oberen gefiel. Zu diesem Film gab es das erste Filmgespräch, das Stefanie Eckert, Vorstand der DEFA-Stiftung, mit Volker Petzold, dem Experten zum Trickfilm der DEFA, führte.
Die offizielle Eröffnung begann mit dem Sektempfang im Foyer des Domstadtkinos und mit einer musikalischen Begleitung durch Martin Wolff und Bartholomew Berzonsky im Saal 1.
Ulrich Jacobi, Betreiber des Domstadtkinos, und Halina Czikowsky, Vorsitzende des Fördervereins Kino Völkerfreundschaft e.V. Merseburg, begrüßten alle Gäste recht herzlich. In einem Gespräch mit Stefanie Eckert und Knut Elstermann wurde auf die Tradition der DEFA bei der Trickfilmproduktion in Dresden verwiesen, und es wurden die Bemühungen der DEFA bei der Produktion utopischer Filme gelobt.
Viele Filme waren es nicht, aber es war auch schwierig, relevante und gleichzeitig spannende Themen und Handlungen zu finden. Hervorzuheben sind mindestens zwei Merkmale, zum einen die technische Raffinesse und zum anderen der humanistische Grundgedanke, der ein friedliches Zusammenleben aller Völker und Menschen aufzeigte.
Der Eröffnungsfilm, natürlich ein utopischer Film der DEFA, „Besuch bei van Gogh“. Zum Gespräch nach dem Film konnte Knut Elstermann mit dem van-Gogh-Darsteller Christian Grashof und Carola Bläss, die eine Weltraumdame spielte, sprechen. Die Idee, sich in eine zurückliegende Zeit zu beamen, ist nicht neu, aber aus dieser Zeit Bilder zu stehlen, um damit die Finanzierung für Forschungen zu sichern, ist schon mal interessant.
In den Gesprächen mit den Zuschauern wurde vielfach hervorgehoben was diese utopischen Filme, die vor 40 bis 60 Jahren gedreht wurden, uns heute zu sagen haben. Angesprochen wurden Umweltfragen, da die Menschen in der Zukunft in einem sterilen Raum lebten und nur noch Künstliches um sich herum hatten. Auch die Möglichkeit eines friedlichen und gemeinsamen Zusammenlebens wurden benannt.
Der Sonnabend begann mit einem Potpourri bekannter und beliebter DEFA-Trickfilme für Kinder, das sich gern auch Erwachsene ansahen.
Doch dann ging es weiter mit einem Klassiker des utopischen sowjetischen Filmes „Der Amphibienmensch“. Viele der Zuschauer wollten diesen Film unbedingt noch einmal sehen, weil er zur Flimmerstunde im DDR-Kinderfernsehen lief oder in den Ferien in der Schule gezeigt wurde. Karsten Kruschel und Knut Elstermann konnten als Experten utopischer Filme und Literatur viele Fragen klären.
Die nächste Veranstaltung konnte zwei Filme zusammenbringen, die zwar unterschiedlichen Genres angehören, aber doch zusammengehören. Der Vorfilm „Gleich links hinter dem Mond“ behandelte auf der Basis eines Trickfilmes die utopische Reise durch den Weltraum 1959, und der erste utopische Film der DEFA von 1960 „Der schweigende Stern“ agierte als Spielfilm – er gilt auch heute noch als der beste utopische DEFA-Film. Im anschließenden Filmgespräch konnte Jörg Herrmann sehr genau über die Herstellung dieses Trickfilms berichten, denn er hat daran mitgearbeitet und die Puppen geführt – demzufolge war es für ihn eine große Freude, in einem Kinosaal „seinen“ Film zu sehen und dazu erzählen zu können. Ralf Forster, der zweite Gesprächspartner von Paul Bartsch, hatte mehr den wissenschaftlichen Blick auf die beiden Filme.
Die Art der nächsten Veranstaltung war für den Förderverein eine Premiere. Gemeinsam mit mdr-kultur wurde sie vorbereitet. Nach einer Dokumentation von Knut Elstermann über die utopischen Filme in den sozialistischen Ländern, vor allem DDR, Sowjetunion und Polen, fand eine Podiumsdiskussion unter der Moderation von Ben Hänchen statt. Daran teil nahmen Knut Elstermann, Karsten Kruschel, als Experte der Analyse von utopischen Filmen und Büchern, sowie Grit Lemke als Filmemacherin. In einer Aufzeichnung kann diese Diskussion gern nachgehört werden, sie ist auf unserer Homepage zu finden.
Trickfilme unter dem Thema „Hintergründiges“ standen ebenfalls auf dem Programm. Hier ging es sowohl um die Themenvielfalt als auch um die Art des Trickfilms. Barbara Kaaden hatte als Moderatorin einen profunden Kenner des Trickfilms als Gesprächspartner, Till Grahl, Leiter des Deutschen Instituts für Animationsfilm in Dresden (diaf).
Traditionell gehören zu den Merseburger DEFA-Filmtage aktuelle Dokumentarfilme. Gast war dazu schon mehrfach Grit Lemke – erinnert sei an ihren Gundermann-Dokumentarfilm. In diesem Jahr stellte sie ihren Film „Bei uns heißt sie Hanka“ vor. In diesem Film argumentiert sie, wie wichtig die eigene Identität für jeden Menschen ist. Moderatorin Katja Finger hatte das Vergnügen, dass viele Zuschauer durch den Film zu Fragen angeregt wurden.
Der Abend endete mit einem Gast, der schon oft zu den Merseburger DEFA-Filmtagen gefragter Gesprächspartner war, Gojko Mitic. Doch „sein“ Film war dem Motto der Filmtage angepasst der utopische DEFA-Film „Signale – Ein Weltraumabenteuer“. Er begeisterte auch im Kosmonautenanzug die Zuschauer und führte mit Michael Finger ein anregendes Gespräch. Vor dem Hauptfilm erläuterte Michael Finger mit Volker Petzold den vom diaf empfohlenen Werbetrickfilm „Herzlich Willkommen“.