19. Merseburger DEFA Filmtage

„Weltall, Erde, Trick“ – 12. bis 14. April 2024

2014 war Dieter Mann Gast unserer 9. Merseburger DEFA-Filmtage „Mann oh Mann, der Dieter Mann“.

Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, wie erstaunt Dieter Mann war, dass der Saal 1 im Domstadtkino bis auf den letzten Platz besetzt war und ihm so viel Sympathie entgegengebracht wurde. Wir hatte für die Eröffnung den DEFA-Film „Glück im Hinterhaus“, nach dem Roman von Günter de Bruyn „Buridans Esel“, ausgesucht. Ein Film, den nicht nur ich gern mochte – zumal mir die Bibliothek, in der Dieter Mann als Bibliothekar arbeitete, sehr bekannt war/ist, denn dort hatte ich mir als Kind die ersten Bücher ausgeliehen. Dieser Film ist für mich ein klassisches Beispiel, wie durch angebliches „Nichts tun“ viel gesagt bzw. ausgesagt werden kann. Ich denke dabei vor allem daran, wie Dieter Mann als Karl Erp zum ersten Mal die Treppe in dem besagten Hinterhaus zu seiner jungen Arbeitskollegin, die seine Geliebte wird, hinauf geht. Es passiert nichts, er geht nur sehr langsam hinauf, aber jede und jeder im Kinosaal kann diese Situation nachfühlen, er begibt sich aus seinem bisherigen Leben hinaus, fängt als Mann von Mitte vierzig, der bereits viel erreicht hat, etwas Neues, ihm völlig unbekanntes an. Da gibt es Zweifel, aber auch den Drang nach dem Neuen, Unbekannten. Und all das lässt sich in dieser Szene so wunderbar nachvollziehen.

Am Sonntag dann im Domstadtkino die Aufzeichnung zur Sendung „mdr figaro – café extra“, mit Dieter Mann und Knut Elstermann, musikalische Begleitung Stephan König. Hier wird für mich noch mal sehr deutlich was DEFA-Schauspielerinnen und Schauspieler auszeichnet, eine deutliche Sprache und ein exzellenter Ausdruck. Am beeindruckendsten war jedoch, wie Dieter Mann uns deutlich machte, dass Stille hörbar ist.

Mein Traum oder Wunsch war und ist es, Dieter Mann in dem Stück von Ulrich Plenzdorf „Die neuen Leiden des jungen W.“ zu sehen. Leider ist meine Erinnerung an das Theaterstück schwach. Aber Dieter Mann als Edgar Wibeau, den 17-Jährigen, den Dieter Mann noch gespielt hat, als er 40 Jahre alt war, und immer noch überzeugte. Ich denke immer noch, dass es dazu doch eine Filmaufzeichnung geben muss – jedoch waren bisher alle unsere Recherchen erfolglos. Vielleicht ergibt sich doch noch eine Quelle. Wenn es zu den 17. Nicht funktionieren sollte, dann zeigen wir erst einmal einen anderen DEFA-Film mit Dieter Mann.

Traurig und gleichzeitig wütend hat es mich gemacht, dass in den Tagen nach dem Tod von Dieter Mann erst gegen Mitternacht Filme mit ihm gezeigt wurden, aber wenigstens die Kultursendung artour mit Thomas Bille hat diesen hervorragenden Film- und Theaterschauspieler gewürdigt.

Halina Czikowsky

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